Insbesondere die Ereignisse rund um die völkerrechtswidrigen Angriffe auf Gaza, weitere Attacken Israels auf Staaten in Israels Nachbarschaft und den brandgefährlichen Raketenangriffen auf Iran verlangen Klärung. Kann Israel Druck auf westliche Staaten ausüben? Aufgrund welcher Basis kann Israel Krieg führen? Denn ohne die Unterstützung und Billigung durch die USA und einer Vielzahl westlicher Staaten, insbesondere Kanada, Australien, aber auch Brasilien und natürlich Deutschlands könnte Israel keinen dieser Angriffe auf ihre Nachbarn durchführen: sei es durch Waffenlieferungen oder durch völkerrechtswidriges Stillhalten und Weggucken. Wenn insbesondere die USA Israel nicht in jeder Hinsicht unterstützen würden, wäre die Position der Juden wohl schon lange extrem gefährdet gewesen.
Für die meisten säkularen Staaten Mitteleuropas, insbesondere Deutschland, bleibt die zutiefst religiöse Problematik verborgen, wir denken Religionen sind ein Überbleibsel aus dem Mittelalter. Wir glauben, alles sein relativ, alles seien nur Geschichten und Narrative, die man so oder auch anders betrachten könne. Wir haben nicht begriffen, was Nietzsches Wort vom Tod Gottes für uns bedeutet: Nietzsche sieht darin eine tiefgreifende Krise, da der „Tod“ Gottes das Fundament der christlichen Moral und der universalen ethischen Letztbegründung beseitigt, und nicht nur der christlichen Moral, sondern letztlich einer jeden Moral den Boden entzieht: es sind doch nur Geschichten.
Für viele Amerikaner und Juden geht es aber eben darum: um Gott.
Ich untersuche den Sachverhalt unter verschiedenen Perspektiven:
1. Geopolitik und Ressourcen.
Balfour-Deklaration 1917, auf Dauer Britische Einflussnahme im Nahen und Mittleren Osten, strategische Überlegungen als wichtiges Element für die Briten, „Nutzung“ der Juden gegen das Osmanische Reich.
Scofield-Bibel als Werkzeug britischer Interessen? Christliche Zionisten?
2. das Verlangen vieler Juden nach „Großisrael“, Gottes Vermächtnis „ Großisrael“,
das Reich Davids, oder besser noch Salomos wieder zu erlangen, der 3. Tempel soll wieder aufgerichtet werden, der Messias
3. der entscheidende Faktor für Großisrael: die US-amerikanischen Evangelikalen und deren maximalen Einsatz für Israel, die Israel-Lobby
4. Christlicher Zionismus, wie wirkt sich der amerikanische Evangelikalismus auf die politische Situation im Nahen Osten aus?
5. Jüdischer Messias-Glaube
Ad 1
Die Amerikaner, als Erben des Imperiums der Briten, verbinden sehr konkrete geopolitische Interessen mit dem Nahen und Mittleren Osten. Natürlich geht es immer wieder um Öl und Absatzmärkte, vor allem aber um die Sicherung strategischer Positionen.
Vor allem aber geht es den Amerikanern heutzutage um die Eindämmung chinesischen Einflusses. Sie fürchten um ihre traditionelle Vormachtstellung im Mittleren Osten und darüber hinaus. Länder wie Saudi-Arabien oder Iran haben in den letzten Jahren enge Beziehungen zu China aufgebaut: eine Herausforderung des imperialen Anspruchs. Die Amerikaner erkennen, dass sich die Nahoststaaten bewusst von den USA abwenden und ihre Beziehungen zu anderen Großmächten ausbauen, um wirtschaftliche und politische Vorteile zu erlangen.
Durch wirtschaftliche Investitionen der Chinesen und deren diplomatische Initiativen bauen die Chinesen ihre Präsenz im Mittleren Osten aus. Saudi-Arabien, die Golf-Staaten, Ägypten und die Türkei gehen mittlerweile eigene Wege: womöglich mit einer Annäherung an China. Sie wollen unter anderem an der Chinesischen Seidenroute teilhaben. Dadurch verlören die USA wesentliche strategische Positionen für ihre weltweite Vormachtstellung. Aus dieser Sicht haben die USA kaum ein Interesse, dass der Nahe und Mittlere Osten zur Ruhe findet. Es herrscht das Prinzip vor: „Teile und herrsche!“
Begriffsbestimmung: Zion ist ursprünglich der Name einer Festung, die von König David erobert wurde, um sie zu seiner Hauptstadt zu machen: „Stadt Davids“. David verbrachte die Bundeslade nach Jerusalem und so wurde Zion zum Wohnsitz Gottes und zum zentralen Ort der Verehrung. Zion wurde damit zum Inbegriff der von Gott erwählten Stadt und zum Symbol für die Hoffnung Israels auf göttliche Herrschaft, Frieden und Rettung.
Geschichtlicher Ausblick: In der Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 erklärte sich Großbritannien einverstanden mit dem 1897 festgelegten Ziel des Zionismus, in Palästina eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu errichten. Namensgeber war der damalige britische Außenminister Arthur James Balfour. Mit seiner Deklaration richtete sich Balfour an den Zionisten Baron Walter Rothschild, um für eine Zusammenarbeit bei der Rückführung der Juden nach Palästina zu werben.
Allerdings stand in der Deklaration: Auch die Rechte nicht-jüdischer Gemeinschaften sollten gewahrt werden.
Palästina befand sich während des 1. Weltkrieges im Machtbereich der Osmanen. Die Briten versprachen sich eine Unterstützung durch die zionistische Bewegung und die Mobilisierung neuer Kräfte im Kampf mit den Türken, die dann zuletzt 1918 kapitulierten. Zusätzlich versprachen sich die Briten von ihrer machtpolitischen Präsenz im Nahen und Mittleren Osten weitere strategische Vorteile für ihr Imperium.
Die Deklaration war ein wichtiger Schritt, da sich die britische Regierung verpflichtete, den Juden eine Heimat in Palästina zu gewähren. Dies führte dann zu einer verstärkten Einwanderung der Juden nach Palästina und damit letztlich zur Gründung des Staates Israel im Jahr 1948. Allerdings fand all dies trotz des Widerstandes und der Kritik der arabischen Bevölkerung von Palästina statt. Die Araber protestierten gegen das Mandat der Briten. Die Balfour-Deklaration trägt somit seither einen wesentlichen Anteil an der politischen Situation in Palästina.
Welche Rolle spielt die sogenannte Scofield-Bibel für Britische Interessen? Zum Inhalt der Scofield-Bibel komme ich gleich. Es ist aber auffallend, dass die Herausgabe der Bibel durch britische Verleger die weltweite Agitation der Zionisten, um für die Rückkehr der Juden nach Palästina zu werben und zuletzt auch die Balfour-Deklaration selbst sehr zeitnah beieinander liegen. Wir werden sehen, dass religiöse Faktoren, die sich nur in der Scofield-Bibel finden, dazu führen, dass sich die sogenannten christlichen Zionisten zusammenfinden.
Deren propagandistisches Engagement für eine unbedingte Unterstützung für Israel ist die Grundlage der sogenannten Israel-Lobby in den USA.
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Bestimmte Kräfte in Israel streben nach einem „Großisrael“. Großisrael ist die Ausdehnung des Staates Israels über das gesamte Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan, natürlich mit dem Gaza-Streifen, dazu gehört ganz Jerusalem, das Westjordanland, Teile von Jordanien, des Libanons, Teile Syriens und sogar Ägyptens.
Schon von 1920 an forderten einige Zionisten, dass das gesamte britische Mandatsgebiet einem zukünftigen Staat Israel zugesprochen werde.
Seitdem fordern in Israel rechtsradikale Parteien, nationalreligiöse Gruppierungen und manche Politiker, dass Israel die Souveränität über das gesamte historische Land Israel, das sogenannte „Eretz Israel“ beansprucht. Eretz Israel ist das gelobte Land, das Gott seinem Volk Israel zur Verfügung stellte, es ist der Ausdruck des Segens und der Fürsorge Gottes. Wie wir später sehen werden, ist der Vertrag zwischen Gott und Abraham das entscheidende Argument des christlichen Zionismus, weshalb der Westen den Juden unbedingte Unterstützung gewähren muss.
Die aktuelle Regierung unter Benjamin Netanjahu tritt für die Vision eines Großisrael ein. Für die israelische Rechte gilt Großisrael nach wie vor als zentrales Projekt. Netanjahu bestätigte seine Identifikation mit den Zielen eines „Großisrael“. Er fühle sich verpflichtet zu einer historischen und spirituellen Mission. Zuletzt ist es ja Gott, der den Juden das gelobte Land versprach und zuwies, deshalb müsse es eben auch von den Nachfahren Abrahams, den Juden besessen werden. Gott „will“, dass sein Volk wieder auf dem Land siedelt, dass er ihnen zugewiesen hat. Deshalb spricht Netanjahu von der spirituellen Mission Israels.
Zudem wird die israelische Regierung seit jeher von Männern und Frauen, wie z.B. Golda Meir, dominiert, die ihren Traum von Großisrael durch die Annexion der 1967 eroberten Gebiete und die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung verwirklichen wollen.
Die Ereignisse der letzten Zeit verweisen darauf mit dem Bau neuer Siedlungen im Westjordanland und sogar im Gazastreifen und den völkerrechtswidrigen Angriffen auf Palästinenser und arabische Nachbarstaaten. Ein Indiz für eine umfassende Landnahme Israels in biblischen Ausmaßen. Auf palästinensischer und arabischer Seite empfindet man die Idee eines Großisraels als andauernde Bedrohung.
Und zuletzt ist der Traum vieler Juden das Reich Davids oder Salomos wieder zu errichten. Später mehr dazu. Zu diesen Endzeiterwartungen gehört auch die Errichtung eines dritten Tempels, wenn es um die messianischen Endzeiterwartungen des Judentums geht.
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Der Evangelikalismus ist ein theologischer Begriff, der unterschiedliche Frömmigkeits- und Reformbewegungen im Protestantismus umfasst. Er geht zurück auf den deutschen Pietismus, den englischen Puritanismus und Methodismus sowie amerikanische Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Für den Evangelikalen besteht ihr Glaube in einer persönlichen Beziehung zu Gott, sowie zu Jesus Christus als ihrem Herrn und Erlöser. Im Zentrum ihrer Bekehrung steht ein persönliches Erweckungserlebnis durch die geistliche Erfahrung Gottes.
Entscheidend ist die Berufung des Evangelikalen auf die Bibel. „Die Bibel lebt, denn Gott redet durch sie.“ Ganz gemäß Luthers: sola scriptura - die Heilige Schrift sei die alleinige und endgültige Autorität für jede Form von christlichem Glauben und christlicher Praxis.
Deshalb hatte die Scofield-Bibel, die 1909 erstmals veröffentlicht wurde, eine erhebliche Wirkung auch auf die Evangelikalen. Die Scofield-Bibel ist eine weit verbreitete Studienbibel, die vom Theologen Cyrus I. Scofield mit persönlichen Anmerkungen versehen und herausgegeben wurde. Scofield wählte für seine Kommentare eine besonders heilsgeschichtliche Herangehensweise, mit einer sich fortschreitend entfaltenden Offenbarung Gottes in der Welt. Daraus leitete Scofield verschiedene Zeitabschnitte ab, so entstanden Seite für Seite systematisch-theologische Grundlagen. Dieser Ansatz bildet die Grundlage für den Dispensationalismus, der in den USA großen Einfluss erlangte. Dieser unterteilt die Geschichte der Menschheit in verschiedene Zeitalter (Dispensationen).
Diese heilsgeschichtliche Form der Bibelauslegung ist mit einer bestimmten Lehre von der Endzeit verknüpft. Erst einmal soviel: die Evangelikalen glauben, dass die Wiedererlangung der Juden ihres gottgegebenen Reiches in Palästina wichtig für das Heil der Menschen ist.
Charakteristisch für die Scofield-Bibel sind ein Kettensystem, das verwandte Bibelverse miteinander verbindet und es dem Leser erleichtert, einem Thema über verschiedene biblische Bücher hinweg zu folgen, sowie eine chronologische Datierung der biblischen Ereignisse. Scofields Kommentar für jede Seite ergeben ein Datum oder eine annähernde Datierung. So wurde für die Schöpfung das Jahr 4004 v. Chr. angegeben, was den Kreationismus stark beeinflusste.
Es folgen einige der Anmerkungen aus der Scofield-Bibel. Sie zeigen, dass Israel nicht nur eine Rolle für die Vergangenheit, sondern auch in Gegenwart und Zukunft spielt. Diese theologischen Kommentare beeinflussten maßgeblich die amerikanische Außenpolitik. Man darf nicht vergessen, es gibt zwischen fünfundzwanzig und vierzig Millionen amerikanische Evangelikale. Weitere Evangelikale gibt es in Kanada, Australien, Brasilien und in vielen weiteren Ländern. Die amerikanische Außenpolitik kann diese große Anzahl von potentiellen Wählern nicht ignorieren. Die Theologie der Scofield-Bibel trägt zur Verbreitung eines christlichen Zionismus bei, die viele Evangelikale zu engagierten Anhängers Israels machten. Somit wird Israel unter heilsgeschichtlichen Gründen zum Zentralthema der Zukunft der Christenheit.
Anmerkungen zu Genesis 12.3
Gott geht einen Vertrag mit Abraham ein: „Ein Segen sollst Du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen.“
Scofield schreibt in seinen Anmerkungen dazu: „…wenn eine Nation die Sünde des Antisemitismus begeht, bringt dies unvermeidliche Strafen mit sich…“.
Das ist ein Kern des christlichen Zionismus. Scofield interpretierte dies als ein unbedingtes Kommando von Gott für die Gegenwart. Für die Evangelikalen wurde die Scofield-Bibel zur absoluten Orientierung, so wird die Bibel für die amerikanischen Christen zur politischen Landkarte, sie legt fest, was man als Christ tun soll und was nicht. Gottes Vertrag mit Abraham im Alten Testament wird zur Verpflichtung für die amerikanische Politik.
„Wenn man auf der Seite Israels steht, steht man auf der Seite Gottes!“
Amerikanische Politiker sagen öffentlich, sie seien aufgefordert und verpflichtet Israel zu unterstützen. Wenn sie Israel zur Seite stehen, sei Amerika selbst von Gott erwählt.
Nebenbei bemerkt, zwar gibt es seit der Mitte des 19ten Jahrhunderts in Osteuropa eine Gruppe von Juden, die sich „Zionsliebe“ nennt, zwar ist es seitdem immer wieder zur Einwanderung von Juden nach Palästina gekommen. Aber um die Zeit von 1909, als die Scofield-Bibel geschrieben wurde, ist so etwas wie der Staat Israel noch reine Utopie. Mit seiner Bibel und den Implikationen auch für die christliche Welt hat Scofield gewissermaßen Geschichte geschrieben, oder vielleicht sogar zuletzt vorbereitende britische Propaganda verfasst für Britaniens Interessen im Nahen Osten. Balfour in 1917: „Palästina für die Juden“ ist vielleicht ohne die heilsgeschichtliche Auslegung der Scofield-Bibel in der anglo-amerikanischen Welt so nicht möglich? Ohne die finanzielle Unterstützung der jüdischen Zionisten durch die christlichen Zionisten wäre das Projekt Israel womöglich gescheitert?
Anmerkung zu Ezechiel 38, 39
Ezechiel beschreibt die Endzeit der Welt. Ein Fürst namens Gog aus dem Lande Magog greift Israel an. Theologische Deutung bringen Russland mit Magog in Verbindung. Manche Evangelikale glauben, dass Putin „Gog im Lande Magog“ sei. Die Prophezeiung beschreibt wie Gott die Angreifer, die aus dem Norden kommend vernichtet. Einige Interpretationen sehen in der aktuellen geopolitischen Lage, insbesondere im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den Beziehungen zwischen Russland, Iran und dem Nahen Osten, Hinweise auf die Erfüllung dieser Prophezeiungen. Allerdings begleitet die Amerikaner diese Vorstellungen schon seit den Zeiten des Eisernen Vorhangs.
Gott beendet die Schlacht mit Pest, Feuer und Schwefel. Diese Schlacht wird als göttliches Gericht gesehen, das dazu dient, Gott als heilig zu offenbaren.
Dies führte dazu, Millionen amerikanischer Christen zu engagierten Anhängern Israels zu machen, und somit zu christlichen Zionisten, die so von den theologischen Implikationen überzeugt sind, die die amerikanische Außenpolitik bestimmen.
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Ohne die die heilsgeschichtliche Auslegungsweise der Scofield-Bibel wäre der christliche Zionismus vermutlich nicht dermaßen entscheidend für die Außenpolitik der USA. Inwieweit die Scofield-Bibel ein Werkzeug von Manipulation und Propaganda darstellt, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Für die Evangelikalen steht fest, Gott hat einen Zukunftsplan für Israel und die christliche Kirche, und so fühlen die evangelikalen Amerikaner eine göttliche Verpflichtung, Israel zu verteidigen. Schon zu Zeiten der amerikanischen Präsidenten von Wilson über Eisenhauer bis zu Nixon und jetzt Trump, gibt es einen massiven Einfluss evangelikaler Christen und christlicher Zionisten auf die amerikanische Regierungspolitik.
Wenn sie Israel im Stich ließen, würde Gott den Amerikanern den Rücken zuwenden: das ist, solange Israel betroffen ist, keine Politik mehr, sondern Prophetie.
Die Evangelikalen glauben, dass erst dann, wenn alle Juden nach Israel zurück gekehrt sein werden, die lang ersehnte zweite Ankunft von Jesus Christus bevorsteht. Das ist eine Endzeiterwartung, die eng damit verknüpft damit ist, dass ein himmlisches Zion entsteht.
Wenn nun die Juden ein Großisrael mit allen dafür notwendigen Kriegen errichten wollen, wird dies von christlichen Zionisten begrüßt, denn bei der zweiten Wiederkunft Jesu, werden die Menschen die Erlösung in vollem Umfang erfahren. Aus heilsgeschichtlicher Sicht müssen christliche Zionisten an der Seite Israels stehen.
Hebräer 9, 28: „So ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil.“
Dies ist ein zentraler Glaubenssatz im Christentum, der die vollständige Vollendung des Reiches Gottes und zu einer Neuschöpfung von Himmel und Erde führt. Jesus Christus wird aus dem Himmel zurückkehren, um die Welt zu richten und die Erlösung der Schöpfung zu vollenden.
Deshalb werden die christlichen Zionisten, die in den USA als sogenannten Israel-Lobby gelten, dafür sorgen, dass es zu einem Großisrael kommt, somit tun sie letzten Endes alles dafür, dass es eben nicht zu einem Frieden in Palästina kommt. Sie glauben, dass ein himmlischer Plan für Großisrael, das Reich Davids, besteht, der zuletzt zur Wiederkehr von Jesus führt.
Unter diesem Gesichtspunkt muss die Israel-Lobby für eine Vielzahl von Kriegen im Nahen Osten die Verantwortung übernehmen: Irak, Syrien, Libyen, Libanon und Ägypten, aber auch für die Kämpfe um dem Gaza-Streifen gegen Hisbollah und Hamas. Denn ohne die Israel-Lobby könnten weder das amerikanische Militär noch Israel seine Kriege im Nahen Osten führen.
Wenn Großisrael errichtet und alle Juden dort angesiedelt sind, erwarten die Evangelikalen, dass sich die Juden zum Christentum bekehren, um dann in der Apokalypse mit den Kriegern des Guten gegen das Böse zu kämpfen.
Nebenbei bemerkt, die Regierung Israels wird diese Erwartung der christlichen Zionisten und deren Irrtum, was ihre Konversion betrifft, sicher nicht Sicht korrigieren. Für sie ist das Engagement der USA natürlich hoch willkommen.
Die Israelis werden selbstverständlich zum Gott des Alten Testaments stehen und sich keineswegs zum Christentum bekehren.
Aber für die Evangelikalen ist es sicher, dass, gemäß einem himmlischen Plan, die Juden sich bekehren werden.
Dies ist ein zentraler Aspekt endzeitlicher Erwartungen. Die Rückkehr der Juden ins Heilige Land gilt als Zeichen für das Nahen der Endzeit ist. Diese Sichtweise wird von vielen evangelikalen Christen als prophetisches Zeichen interpretiert und treibt ihre intensive Lobbyarbeit in der Politik an.
Unter diesem Gesichtspunkt wären auch jüdische Pläne, für die Neuerrichtung des Tempels in Jerusalem wünschenswert, selbst wenn dies zum Krieg mit den Arabern führen würde. Denn die El-Aqsa-Moschee steht gewissermaßen auf den „Ruinen“ des Tempels, den die Römer vernichtet haben, die Moschee müsste für die Neuerrichtung weichen. Die Wiederkunft Jesu ist aus sich der Evangelikalen an die Errichtung des Tempels gebunden. Dies steht übrigens im Gegensatz zu der christlichen Theologie, dass es Jesus selbst sei, der selber als Tempel Heimat für die Christen sei.
Ad 5
Juden glauben, dass der Messias am Ende aller Zeiten kommen wird, wenn die Welt bereit dafür ist. Der erwartete Messias muss ein direkte Abkömmling König Davids sein, den Tempel in Jerusalem wieder neu erbauen und die Juden aus der ganzen Welt nach Israel bringen. Wie Moses soll er das jüdische Volk aus dem Exil in Israel versammeln. Er soll die ganze Menschheit dazu bringen, den einen Gott, Jahwe, anzuerkennen. Im Gegensatz zum Christentum wird der jüdische Messias nicht als Gott selbst angesehen, sondern als ein von Gott erwählter und bevollmächtigter Mensch, der die prophetischen Verheißungen erfüllt.
Die messianische Zeit wird als eine Epoche beschrieben, in der es kein Elend, keinen Tod, Hunger oder Krankheit mehr geben wird und Frieden und Wohlstand werden herrschen.
Der Dritte Tempel ist ein zentraler Bestandteil dieser Erwartung.
Schaut man zurzeit aufmerksam nach Israel, so erkennt man, dass es tatsächlich Bestrebungen gibt, den Tempel wieder in Jerusalem zu errichten. Dort stehen heute der Felsendom und die El-Aqsa-Moschee. Um den Tempel zu errichten müsste die El-Aqsa Moschee niedergerissen werden mit schrecklichen Konsequenzen für den Nahen Osten. Allerdings herrschen unter Juden erhebliche Zweifel, ob der Neubau des Tempels „im Sinne Gottes liegen“ würde. Gott will von seinem trotzigen Volk geliebt werden. Es heißt, das Gott dazu kein in Stein gemauertes verlange.
Ich vermag nicht zu entscheiden, was in Washington oder Nahem Osten wirklich vorgeht, ob nun geopolitischer Zynismus oder religiöse Vorstellungen.
Allerdings fürchte ich, dass der Grundgedanke des christlichen Glaubens „…liebe Gott und liebe deinen nächsten, wie dich selbst…“ allemal verfehlt wird.