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Stress Teil 3

Im letzten Teil habe ich beschrieben, welche Rolle die Amygdala spielt. Die Amygdala schaltet sich bei Bedrohung ein und kurbelt die Stressantworten als lebensrettende Sofortmaßnahmen an. Allerdings: wenn es keine Entwarnung gibt, werden diese Reaktionen zum Dauerzustand und wirken dann auf vielfältige Weise Krank machend.  Besonders wichtig erscheinen mir dabei die Folgen für die Erinnerungsfähigkeit und das Gedächtnis, die in Mitleidenschaft gezogen werden. Nun frage ich mich, ob dieses Symptom, dass man sich eben nicht mehr recht erinnern kann auch als eine Erklärung dafür dienen kann, warum ganze Völker nach einer langen Angstvollen, „stressigen“ Zeit so viel von den Geschehnissen nicht mehr wissen. Ich denke dabei besonders an die Generationen meiner Eltern und Großeltern, von denen ja bekanntlich die allermeisten „vergessen“ haben, was in den Jahren der Naziherrschaft passiert ist.

 

Selbstverständlich will ich die heutige Zeit nicht damit vergleichen. Dennoch bin ich gespannt, was hier passieren wird. 

 

Weltweit leben die Menschen heute in der Situation, dass ihre Stressantworten durch immer neue angstauslösende Nachrichten zum Dauerzustand werden. Die Amygdala „beherrscht“ weithin das Geschehen. Der Präfrontale Kortex ist entmachtet und führt ein kümmerliches Schattendasein.

 

 

Aus gegebenem Anlass:

 

Ganz kurz zu dem, was wir hier sehen: diese Kurve ist vom Robert Koch Institut veröffentlicht worden. Das Diagramm zeigt die Anzahl von Infektionen, die von durch den Corona-Virus infizierten Menschen verursacht wurden. Womit die Infektiosität beurteilt werden kann. Eindeutig lag diese Menge bereits vor dem Beginn der verschärften Schutzmaßnahmen am 23.3.2020 (Shutdown) im geforderten Bereich von unter „1“. Dies belegt, dass die erweiterten Schutzmaßnahmen beim Rückgang der Infektionszahlen keine Rolle spielen, respektive spielten. Tatsächlich sinkt die genannte Zahl ab dem Zeitpunkt, zu dem zur Einhaltung vernünftiger Vorsichtsmaßnahmen (niemanden anhusten, Hände waschen) aufgefordert wurde.

 

Also, was passiert nun, wenn die inhaltliche Bedeutung des vom Robert Koch Institut veröffentlichen Diagramms im Bewusstsein der Menschen ankommt?

Werden die Menschen aufgrund solcher Erfahrungen erkennen, wie angreifbar und manipulierbar sie werden, wenn sie andauernd mit Bedrohungsszenarien verängstigt werden?

Werden sie realisieren, das eine, durch massiven Dauerstress, chronisch übererregte Amygdala, ihre Fähigkeit rational mit Angstimpulsen umzugehen noch weiter schwächt und eine angemessen rationale Selbststeuerung erschwert?

Verstehen sie, dass es so kaum einen anderen Ausweg aus der Angst gibt, als auf Rettung von Außen zu hoffen? 

Werden sie also daraus lernen und in Zukunft mit mehr Achtsamkeit auf ihre angstvollen Gefühle und Gedanken reagieren?

Werden sie Immanuel Kants Forderung nachkommen, sich durch vernünftige Reflektion ein eigenes Urteil zu bilden?

 

Vor dem Hintergrund der Geschichte solcher Phänomene bin ich leider nicht sehr optimistisch. Die Mechanismen der Angst sind und bleiben eine große Herausforderung.